»Einige Monate nach Kriegsende besuchten
Schlabrendorff und ich gemeinsam die Reste
des Reichssicherheitshauptamtes in der Prinz-
Albrechtstraße in Berlin, in dessen Kellern das
berüchtigte Gefängnis der Gestapo gewesen
war. Zufällig war es der Jahrestag von
Schlabrendorffs Verhaftung. Das Gebäude lag
verlassen da. Wir mußten uns durch die Trümmer
einen Weg bahnen. Von dem Inneren de^
Gebäudes war wenig übriggeblieben. Nach ^
einigem Suchen fanden wir die Treppe zu den
Kellern. Dort gelangten wir in einen Gang, an
dem die lange Reihe der Zellen lag. Die Zellen
waren ausgeräumt, aber unversehrt. Der Boden
war mit Schutt überdeckt, in dem hier und dort
halb verkohlte Aktenstücke sichtbar waren. Die
Zellentüren standen offen und die Nummern
an den Türen waren noch deutlich zu erkennen.
Suchend schritt Schlabrendorff durch das Halbdunkel,
bis er vor einer Zelle stehenblieb. Er
deutete auf die Nummer: >Fünfundzwanzig<,
sagte er, >das war meine Zelle. <
Dann, wie von einer unsichtbaren Hand geführt,
ging er von Zelle zu Zelle und betrachtete
nachdenklich diesen Ort einstigen Grauens.
Bisweilen machte er Halt, las die Nummer an
der Zellentür und nannte den Namen eines
toten Kameraden, der einst an diesem Ort die
Gefangenschaft mit ihm geteilt hatte:
Bonhoeffer • Canaris • Oster • Goerdeler •
Hasseil • Dohnanyi • Strünck • Plettenberg •
Schulenburg • Lehndorff • Popitz • Langbehn •
und manche andere.«
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